Wahre Freundschaft kennt keine Hindernisse

Wahre Freundschaft kennt keine Hindernisse

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Urlaub bei Rübezahl

In diesem Jahr führte uns unsere Wanderwoche in den Nationalpark Riesengebirge. Dieser besteht aus einem polnischen und einem tschechischen Teil. Die Hochlagen in den Kämmen des Gebirges sind ein UNESCO-Biosphärenreservat. Hier wird besonders die einzigartige arktisch-alpine Tundra, die Spuren der einstigen Vereisung aus der letzten Eiszeit geschützt. Das Riesengebirge bildet zusammen mit dem Altvatergebirge und dem Glatzer Schneegebirge die Hohen Sudeten. Im Westen grenzt es an weitere alte paläozoische Silikatgebirge (Erzgebirge, Harz, Schwarzwald und Vogesen). Mit 1602 m Höhe überragt die Schneekoppe den Schwarzwald um ca. 100 Meter.

Bei unseren Wanderungen lernten wir die alten touristischen Städte wie Pec pod Sneskou, Spinderov Myln, Harrachov auf tschechischer Seite und Sklarska Poreba, Karpacz und Jagniatow auf polnischer Seite kennen. Die Aufstiege auf den Kamm (Schlesischer Kamm und Böhmischer Kamm) erforderten schon reichliche Kondition für die Teilnehmer. Mit den Wanderungen lernten wir interessante Täler und besonders die einzigartige arktische Tundra-Landschaft oberhalb der Baumgrenze kennen. Nach Aufstiegen von durchschnittlich 800 Metern hat uns die Landschaft mit ihren Aussichten belohnt. Die Bretterstege über die Hochmoore erinnerten uns an die Eifel. Zirka 60 % des Kammes sind wir erwandert. Besonders auffallend waren der Schwalbenwurz-Enzian, die Heidelbeere und die Preiselbeere, die uns auf unseren Wegen begleiteten. Das Rauschen der Bäche und Flüsse sowie die Wasserfälle hatten eine beruhigende Wirkung auf uns.

Eine neue Erfahrung machten wir mit den verschiedenen Bauden auf unseren Wegen. Diese Bauden wurden vor über 100 Jahren für die Wanderer erschlossen und boten uns einige Einkehrmöglichkeiten. Bei einfachen Gerichten und Bier oder Kaffee suchten wir Schutz vor Unwettern, die hier im Gebirge schnell mal aufziehen können, schätzten sie aber gleichzeitig als willkommene Pausengelegenheit. Jetzt, Anfang September, war es auch schön, sich hier aufwärmen zu können. Mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 0-6° Celsius im Nationalpark kann es schon ganz schön frisch werden. An den Abenden kehrten wir in verschiedene Gaststätten von Harrachov ein und machten Bekanntschaft mit der reichhaltigen und deftigen böhmischen Küche. Dazu schmeckten die verschiedenen tschechischen Biere, die einen Weltruf haben.

Drei Höhepunkte bot unsere Wanderreise. Das war erstens der Besuch der evangelischen Kirche Wang in Karpacz. Diese norwegische Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert wurde auf Betreiben von Johan Christian Clausen Dahl, einem der bekanntesten Maler der Romantik (ein Freund von Caspar David Friedrich), in Norwegen vor dem Verfall gerettet und mit Hilfe von König Friedrich Wilhelm IV von Preußen hier in Karpacz wieder rekonstruiert. Diese Kirche – älter als der Kölner Dom – besteht nur aus Fichtenholz. Kein Nagel oder Eisenteil wurde beim Bau eingesetzt.

Der zweite Höhepunkt war die Wanderung zur Elbequelle, die hier in 1386 m Höhe im tschechischen Teil entspringt. Hier heißt der Fluss noch Labe, nimmt bei Melnik die Moldau auf, wendet sich dann nach Norden und durchquert ganz Deutschland.

Der größte Höhepunkt war natürlich die Wanderung zur Schneekoppe. Wir verzichteten natürlich auf die einfachere Variante zum Gipfel über die Seilbahn, sondern wählten eines der schönsten Täler des Riesengebirges, den Riesengrund (Obri dul) zum Aufstieg. Nach 600 Metern Höhenunterschied erreichten wir den Sattel vor dem Gipfel. Der Gipfel versteckte sich in den Wolken, aber in der Ferne sahen wir bereits ein Loch in der Wolkenwand und begannen den letzten windumtosten Teil des Aufstieges. Nach weiteren 200 Höhenmetern haben wir den Gipfel mit 1602 m erreicht. Nach dem obligatorischen Gruppenbild und einem verdienten Imbiss im Restaurant auf dem Gipfel machten wir uns auf dem Abstieg über den Freundschaftsweg zur Spindlerov bauda. Hagel, Regen und Wolken waren unsere Wanderbegleiter. Der Wanderweg wurde über eine längere Strecke steinig, wie das Bachbett eines Gebirgsbaches. Nach diesem anstrengenden Wegabschnitt können wir nur sagen: „Wahre Freundschaft kennt keine Hindernisse“.

Zum Schluss möchten wir 15 Wanderfreunde aus Bad Münstereifel uns bei Rübezahl, dem Herrn der Berge, für die Gastfreundschaft bedanken. Wir geben auch gern für andere Wanderer Tipps weiter ().

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2 Gedanken zu „Wahre Freundschaft kennt keine Hindernisse“

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