Angriff und Verteidigung, Stadtmauer Bad Münstereifel

Autor: Heinz Zanger

Dargestellt werden exemplarisch Waffen, Hilfsmittel und Maschinen der ersten 300 Jahre nach Fertigstellung der Stadtmauer.

Angriff und Verteidigung, schematische Darstellung z.B. der Westmauer mit Mauerturm, Wallgraben und Kontermauer
Angriff und Verteidigung, schematische Darstellung z.B. der Westmauer mit Mauerturm, Wallgraben und Kontermauer
  1. Halbschalenturm,
  2. Wallgrabenzone,
  3. Kontermauer (Funktion: Der Angreifer musste eine ca. 3 – 4 m hohe Mauer überwinden, um sich der Stadtmauer zu nähern. Hierbei war er die Pfeilen und Bolzen der Verteidiger weitgehend schutzlos ausgeliefert),
  4. Flugbahn der Armbrustbolzen annähernd geradlinig (Kernschussweite ca. 150 m je nach Armbrustgröße, Bolzen konnten Stahlrüstungen durchschlagen), durch die hiesigen Mauerscharten war das Durchschießen nur mit der Armbrust möglich,
  5. gekrümmte Schießbahnen der vom Bogen abgeschossenen Pfeile, Kernschussweite ca. 30 – 40 m. Durch die gekrümmte Schießbahn konnte der Gegner von oben getroffen werden und  dabei vorgehaltene Schutzschilder überwunden werden,
  6. West- und Osthang des Grabenvorfeldes mussten von Büschen und Bäumen ständig frei gehallten werden um dem Angreifer keine Deckung zu bieten.
Schusswaffen in der Entstehungszeit der Stadtmauer
Schusswaffen in der Entstehungszeit der Stadtmauer
  1. Pfeil und Bogen,
  2. Armbrust,
  3. Spannvorrichtung für die Armbrustsehne und Spannvorgang (im Verteidigungsfall wurden die Armbrüste dem Schützen von Helfern gespannt und mit Bolzen geladen).
Angriff und Verteidigung, schon in Römischen Zeiten wurden Wurfmaschinen eingesetzt
Angriff und Verteidigung, schon in Römischen Zeiten wurden Wurfmaschinen eingesetzt

Die Grafik zeigt eine von Eugène Viollet-le-Duc im 19. Jh. rekonstruierte Wurfmaschine (Rot: bewegliche Bauteile)

  1. ortsfeste Wurfmaschine aus Holz mit Spannvorrichtung (je nach Gewicht des Wurfmaterials wurden Weiten von 100 – 150 m erreicht),
  2. Segeltuchsack zur Aufnahme des Wurfmaterials,
  3. Gegengewicht,
  4. Spannvorrichtung, die mit Handspaken gespannt und mit Sperrklinken an den Trommeln gesichert werden konnten,
  5. Ausklinkmechanismus, der etwa in der Position 7 die Spannvorrichtung löste,
  6. Schleuderbalken,
  7. Auslöseposition des Schleuderbalkens,
  8. Wurfmaterial, z. B. Steinkugeln, mit nach innen brennender Lunte gefüllte sog. Stinktöpfe und „griechisches Feuer“.
Angriff und Verteidigung, fahrbare Wurfmaschine (Rekonstruktion Viollet-le-Duc 19. Jh.)
  1. (Rot) bewegliche Teile,
  2. Schleuderbalken,
  3. Wurflöffel zur Aufnahme z. B. von Steinkugeln (am Ende de des Wurflöffels befindet sich ein Metalldorn)
  4. Spannvorrichtung, bestehend aus Flaschenzug und Ausklinkvorrichtung (zum Spannen),
  5. Haspel mit Sperrklinke und Spannbogen,
  6. Spannknoten, eingehakt zwischen zwei Sperrklinken (die Schwungkraft für den Wurflöffel entsteht durch Verdrillen der Taue des Spannknotens und zusätzlich durch Spannen der Bogensehne),
  7. Spannschlüssel zum Nachspannen des Spannknotens,
  8. Handspaken zum Spannen der Haspel in der entsprechende Öffnungen zur Aufnahme des Handspakens gebohrt sind,
  9. Position des Schleuderbalkens im Moment des Abschusses,
  10. der Schleuderbalken schlägt auf den (Gelb) gekennzeichneten Prellbock und das Wurfmaterial wird aus dem Wurflöffel geschleudert.
Angriff und Verteidigung, Schlagen einer Mauerbresche, ausgeführt im Schutz eines gedeckten Annäherungsgrabens
Angriff und Verteidigung, Schlagen einer Mauerbresche, ausgeführt im Schutz eines gedeckten Annäherungsgrabens
  1. Annäherungsgraben der Angreifer,
  2. gegen Abwurf von Steinen etc. gesicherter Annäherungsgraben zur Vorbereitung eines Mauerdurchbruchs am Fuß der Stadtmauer,
  3. (Rot) vom Wehrgang aus durchgeführte Attacken gegen die Angreifer bleiben wegen der Überdeckung des Annäherungsgrabens erfolglos, Stadtmauer, toter Winkel für den Beschuss.
Angriff, Sturmgerät "Widder", Üblicherweise eine fahrbare Angriffswaffe, Tor und Mauerwerksbrecher
Angriff, Sturmgerät „Widder“, Üblicherweise eine fahrbare Angriffswaffe, Tor und Mauerwerksbrecher

Gegen Beschuss von oben wurde das Holzgerüst z. B. mit Metallplatten gegen Feuer beplankt.

  1. Fahrbares Gerüst mit Pendelbalken,
  2. Funktionsweise: durch schwungvolles, permanentes hin und her pendeln des Metall beschlagenen Pendelbalkens
  3. wurden Tor oder Mauerwerk attackiert bis zur erfolgreichen Zerstörung.
Die Hakenbüchse
Die Hakenbüchse

Nach Einführung der Feuerwaffen zum Ende des 14. Jh. wurden auch an den Scharten der Münstereifeler Stadtmauer an den gefährdeten Mauerabschnitten Scharten für Hakenbüchsen ausgerüstet.

  1. Rückhaltung der Hakenbüchse zur Verhinderung eines Knochen brechenden Rückstoßes,
  2. in die Mauerwange der Scharte eingemauertes Querholz zum Einhaken der Büchse,
  3. Schießscharte,
  4. Schusswinkel
Angriff, mobiler Schutz der Angreifer gegen Beschuss mit Pfeilen, Bolzen und kleiner Wurfgeschosse
Angriff, mobiler Schutz der Angreifer gegen Beschuss mit Pfeilen, Bolzen und kleiner Wurfgeschosse

 

Angriff, Hilfsmittel zum Schutz gegen Beschuss
Angriff, Hilfsmittel zum Schutz gegen Beschuss
  1. Erdgeführte, übereinander gestapelte Leitergerüste als Erdbarrikade,
  2. Erdgeführte, mit Faschinen verbundene Palisaden,
  3. Barrikade aus untereinander verschlungenem Geäst,
  4. überdeckte Geschütze,
  5. ergeführte Faschinenkörbe (aus Haselnuss- und Weidenästen).
Angriff, schematische Darstellung einer Artilleriestellung (frühe Geschütze des 15./16. Jh.)
Angriff, schematische Darstellung einer Artilleriestellung (frühe Geschütze des 15./16. Jh.)
  1. Angriffstellung der Artillerie,
  2. frühe Vorladerkanonen auf einem Wippblock – Schlitten (nur geringe Höhenverstellung möglich),
  3. Holzkeil zur Höhenverstellung,
  4. Ortsfester, früher Vorderlader,
  5. Luntenstock zur Zündung der Treibladung,
  6. Pflock zum Arretieren des Geschützes beim Rückstoß,
  7. Stein- oder Eisenkugel,
  8. fahrbares und höhenverstellbares Geschütz aus dem 30 jährigen Krieg,
  9. Pulvermaß und Ladehilfe.
Angriff, schematische Darstellung einer Belagerung in der Grabenzone
Angriff, schematische Darstellung einer Belagerung in der Grabenzone
  1. Wurfmaschinen der Verteidiger,
  2. vorkragende Holzanbauten zum Abwerfen von Steinen und zum Beschuss,
  3. über Seilzüge verschiebbarer „Widder“ (Mauerbrecher). Hierbei wird der Wassergraben zunächst mit Schutt aufgefüllt, so dass  eine Plattform bis an die Mauer angelegt werden kann. Die Abdeckung des „Widders“ besteht aus nassen Fellen und Lederhäuten, die gegen Brandpfeile schützen sollen,
  4. Haspel zum Vortrieb des „Widders“,
  5. Wurfmaschine der Angreifer, (Rot) Darstellung der Flugbahn,
  6. Schanzkörbe und fahrbare Schilde zum Schutz der Angreifer gegen Bolzen, Steine und Pfeile,
  7. Schanzkörbe und fahrbare Schilde zum Schutz der Angreifer gegen Bolzen, Steine und Pfeile,
  8. fahrbarer Holzturm mit Zugbrücke zur Erstürmung der Wehrmauer.
Angriff, Sturmmaschine
Angriff, Sturmmaschine
  1. fahrbarer Holzturm,
  2. Abstimmung der Sturmplattformhöhe mit der Höhe der Mauerkrone,
  3. Zugbrücke,
  4. Schutzdach gegen Steine und Beschuss,
  5. mit Schuttaufgefüllter Graben,
  6. feste Fahrunterlage aus Holzbohlen,
  7. Minengräber,
  8. Wehrmauer,
  9. Wehrgang.
Angriff, Sturmmaschine im Einsatz
Angriff, Sturmmaschine im Einsatz
  1. Sturmmaschine, rechte Seite: Kletterhilfen für die Sturmtruppen,
  2. mit Schutt und Rutenbündeln aufgefüllter Wassergraben,
  3. Bohlenunterlage

Quellennachweis

Weitere Themen der Stadtmauer:

Weitere Details der Mauer:

 

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